Christine Lavant, Foto: Werner Berg

93 | Christine Lavant | Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte

Christine Lavant wäre am 4. Juli 100 Jahre alt geworden. Lesungen, Sonderausgaben, Festakte begleiten den Jahrestag schon seit etlichen Monaten. Das hätte sich die Autorin, die in sehr ärmlichen Verhältnissen lebte, wohl nicht träumen lassen.

Als neuntes Kind einer Bergarbeiterfamilie aus St. Stefan/Lavanttal, kränkelte die als Christine Thonhauser geborene schon von klein auf. Die gesundheitlichen Beschwerden erschwerten ihre schulische Ausbildung. Lavant – so ihr späteres Pseudonym – verdingte sich mit Stricken, las nebenbei unentwegt und wagte auch selbst zu schreiben.

1950 las sie ihre Texte erstmals öffentlich in St. Veit. Bei der Gelegenheit traf sie auf den Maler Werner Berg, mit dem sie fortan eine geheimnisvolle Beziehung verband. Mitte der 50er war sie Gast am Tonhof in Maria Saal, wo sie unter anderem auf Thomas Bernhard traf. Der beschrieb die Lavant-Gedichte als „das elementare Zeugnis eines von allen guten Geistern missbrauchten Menschen, als große Dichtung, die in der Welt nicht so, wie sie es verdient, bekannt ist“.

Dennoch wurde Lavant für ihr Werk schon zu ihren Lebzeiten gewürdigt. Zwei Mal wurde ihre der Georg-Trakl-Preis verliehen, 1970 erhielt sie den Großen Staatspreis der Literatur. Christine Lavant starb nach vielen Krankenhausaufenthalten an einem Schlaganfall am 7. Juni 1973 – wenige Monate nur vor Ingeborg Bachmann.

„Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte“ ist ein Band einer vierbändigen Werksausgabe, die in einer völlig neu editierten Fassung bei Wallstein erscheint (um 39,90 Euro). Herausgegeben wurde der Band von Doris Moser und Fabjan Hafner. Er enthält neben „Die Bettlerschale“, „Spindel im Mond“ und „Der Pfauenschrei“ auch Lavants lyrisches Früh- und Spätwerk sowie etliche verstreute Gedichte, die erstmals wieder zugänglich gemacht werden.

Im November folgt der Band „Zu Lebzeiten veröffentlichte Erzählungen“, herausgegeben von Klaus Amann und Brigitte Strasser, ebenfalls bei Wallstein.

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Foto: Nachlass Werner Berg