108 | Peter Truschner | Bangkok Struggle

Peter Truschner lässt sich nicht festnageln. Lesern ist der gebürtige Klagenfurter bekannt als Autor von Romanen wie „Schlangenkind“ (2001), „Die Träumer“ (2007, nominiert für den Deutschen Buchpreis) oder „Das fünfunddreißigste Jahr“ (2013). Heuer las er beim Bachmannpreis. Und dennoch ist Truschner, der seine frühe Kindheit in Maria Saal verbrachte, nicht bloß Schriftsteller. Er arbeitet auch als Dramaturg, führt Theaterregie, schreibt Essays und Rezensionen für Zeitschriften und lehrt als Vertragsdozent an der Universität der Künste Berlin im Bereich „Interdisziplinäre künstlerische Theorie und Praxis“.

Genau sein Thema. „Der Druck, sich zu spezialisieren, ist groß. Der Markt verlangt, dass jeder Künstler eine klar erkennbare Marke wird. Aber ich weigere mich. Ich möchte meine Interessen umfassend ausbilden können.“ Das tut Truschner zum Beispiel auf Foto-Reisen, die ihn vorzugsweise nach Asien führen. Jüngster Ausfluss dieses Interesses: Eine Foto-Ausstellung im Museum Moderner Kunst Kärnten (MMKK) in Klagenfurt, die diese Woche eröffnet wurde.

Bangkok Struggle zeigt 40 Fotografien vom ungeschminkten Leben der Thai-Metropole. Truschner fokussiert dabei auf jede Viertel, in denen die Händler und Arbeiter in 16-Stunden-Schichten ihr Überleben sichern uns sich trotzdem manchmal kein Dach über dem Kopf leisten können.

An sie ranzukommen brauchte Entschlossenheit, erzählt der Künstler: „Ich habe schon zuhause rudimentäre Phrasen auf thailändisch gelernt. Bitte einen kurzen Moment innehalten, zum Beispiel. Und ich nahm mir vor Ort einen Assistenten, der für mich dolmetschte und mich zu diesen Menschen führte. So konnte ich eine Vertrautheit herstellen.“

Truschner sucht zwischendurch bewusst den Exit aus der Komfortzone Europa: „Es relativiert die eigenen Probleme, wenn man sieht, dass dort viele täglich hart schuften, um nur ihre einfachsten Bedürfnisse zu befriedigen.“

Autorenportrait für Bachmannpreis 2015