72 | Tijana Pajić | Jo Fichte

Tijana Pajić - Foto Schreibmüller

Tijana Pajić lebt in Viktring und studiert Germanistik an der Alpen Adria Universität Klagenfurt. Klagenfurt ist für sie mehr als nur eine Wahlheimat, es ist ihre Stadt.

Die Leidenschaft für den Poetry Slam hegt sie schon seit Langem, doch erst im Alter von 30 Jahren hat sie sich auf eine Poetry-Slam-Bühne getraut. Ein Poetry Slam (sinngemäß: Dichterwettstreit) findet auf der Bühne statt, vor Publikum – er ist unmittelbar und lebt von der Performance der Poetin oder des Poeten.

Tijana Pajić - Foto SchreibmüllerIn ihren Texten verpackt sie das, womit sie sich beschäftigt. Sie sind eher lyrischer Natur, obwohl hin und da ein prosaischer bzw. satirischer Text entsteht. „Die Herausforderung besteht aber auch darin, die Texte mit aller Emotion in eine Performance zu verpacken“, meint Pajić, deren Premiere als Poetry Slammerin heuer im Kamot (heute: Super Pub) über die Bühne ging.

„Das Slammen ist ein tolles Sprungbrett. So manche Autorin oder mancher Autor haben von der sehr guten Vernetzung – etwa mit Verlagen, Literaturzeitschriften usw. – profitiert.“

Leider, so Pajić, gäbe es in Klagenfurt nur eine sehr bescheidene Slam-Szene. Aber es gibt immerhin vier „Slam, if you can“-Events im Jahr. Wer Interesse daran hat, findet auf der entsprechenden Facebook-Seite mehr dazu.

Jo Fichte ist der pingeb.org Text der Woche (und auch der letzte für 2015). Pajić wunderte sich länger über das allzu verkorkste Frauenbild des Philosophen Johann Gottlieb Fichte. Der einmal behauptete, der Geschlechtstrieb des Weibes in seiner Rohheit ist das widrigste, und ekelhafteste, was es in der Natur gibt. „Mein Text ist eine quasi parodische Antwort darauf“, erklärt die Germanistin.

Cover Buch Poetry SlamPoetry Slam nennt sich auch ein eben erschienenes Buch, das mit Sicherheit noch ein gutes Last-Minute-Weihnachtsgeschenk (erhältlich etwa bei AmazonHeyn oder Morawa) wäre.

Die Herausgeber Carmen Kassekert und John Patrick Platzer stellen Slammerinnen und Slammer der österreichischen, deutschen aber auch regionalen Szene vor, deren Texte auch ohne Performance einen tiefen Eindruck hinterlassen können. Die Anthologie enthält über 70 Texte von 30 verschiedenen Autoren, von denen alle mindestens einmal in Kärnten geslammt haben.

Fotos: Contralux, Christian Schreibmüller