59 | Bališ

Bališ ist „ein musikalisches Rockkleinod der Völkerverständigung. Nicht nur zwischen Slowenien und Kärnten.“ So wurde die Band vom österreichischen Jugendportal Xpress beschrieben und das triffts besser als jeder noch so lange Text.

Bališ (sprich: baliesch) ist ein alter slowenischer Dialektausdruck aus der Sprachregion Ebriach/Obirsko und bedeutet entweder das Hab und Gut, das die Handwerksleut‘ auf ihrer Reise von Hof zu Hof um die Schultern geschnallt hatten, oder aber die Mitgift für Bräute. „Ein Wort für zwei ziemlich gegensätzliche Arten von Hab und Gut und deswegen gut gewählt von den sechs Musikern aus Kärnten. Wohlgemerkt aus dem einen Kärnten. Denn es geht ihnen um die Musik und nicht um geo- oder ethnographische Engstirnigkeiten. Es geht auch nicht um einzelne Wörter, die hier dies und dort jenes bedeuten. Die Musiker wählten als sprachliches Ausdrucksmittel Slowenisch inklusive Anleihen aus einem beinahe ausgestorbenen Dialekt, weil es ihre Muttersprache ist. Yes they can! Weil sie von Kindesbeinen an zwei Sprachen können.

Der Bandname mit zweierlei Deutungsmöglichkeiten spiegelt aber auch den Sound, den Bališ produzieren und auf der Bühne handmade musizieren: Tief verwurzelt im Rock und Blues der Sechziger- und Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts und mit Ingredienzien des neuen Jahrtausends genährt und aufgezogen, beeinflusst von  Strömungen, die jeder einzelne aufgesogen hat, von Grunge- und Rock-Riffs bis Elektronik. Ihnen ein stilistisches Mascherl umzuhängen hieße, den Bališ-Sound einzugrenzen oder gar auszugrenzen. Bališ ist Rock, mit allen Freiheiten.

Gesellschaftspolitisch betrachtet ist Bališ der beste Beitrag Kärntens zur Völkerverständigung, zur Ortstafelfrage, zur Minderheitenfrage, der beste Weg auf dem Weg zu dem einen Kärnten, das nicht länger unterscheidet zwischen denen und jenen. Think global, act local, denn: Sechs Orttafeln machen noch lange keinen Rock’n’Roll, sechs Gebrüder Bališ aber sehr wohl. Denn es ist doch völlig wurscht, ob der Rock’n’Roll in slowenischer, englischer oder sonst einer Sprache daherkommt, Hauptsache der Rock rollt.

Bališ

Bališ.
Rockmusik.
Muss gar nichts.
Nur gut sein.
Ob slowenisch, mit aus- oder fast gestorbenen Wörtern oder mit fast lebenden.
Ob mit Ortstafeln, mit (zu) wenigen Ortstafeln oder mit gar keinen.
Ob in Moll oder Dur.
Hauptsache ohne Kompromisse.
Hauptsache gut.
Rockmusik.
Muss gar nichts.
Kann aber viel.
Bališ.

Bališ.
Rockglasbi.
Ni treba nič.
Samo da je dobra.
S slovenskimi, z izumrlimi ali skoraj mrtvimi besedami, ali s skoraj živimi.
S krajevnimi napisi, s (pre) malo krajevnih napisov, ali z nobenimi.
Bodisi v molu ali duru.
Važno, da je brez kompromisov.
Važno, da je dobra.
Rockglasbi.
Ni treba nič.
Zna pa veliko.
Bališ.

Gleich zwei Songs gibt’s diese Woche mobil bei den knallgelben Stickern anzuhören. Und wie immer gilt: Wenn euch die Musik gefällt … man kann sie auch kaufen.

Und wer Bališ live erleben will … das nächste Konzert in Klagenfurt findet am 23. Mai um 20 Uhr im E-Board-Museum statt. Tickets: 8/10 Euro.

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Text: Christian Lehner, Fotos: Stefan Reichmann