Karsten Krampitz

34 | Karsten Kampitz | Jörg Haider und ich

Karsten Kampitz kommt aus Berlin und hat dennoch viel mit Klagenfurt zu tun. Im Sommer 2009 beteiligte er sich mit „Heimgehen“ , einem Auszug aus einer Novelle, im Rahmen der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ am Bachmann-Bewerb, erhielt dort die meisten Leservotings und gewann den Publikumspreis.

Mit dem Publikumspreis einher geht das Klagenfurter Stadtschreiberstipendium, das den Schriftsteller und gelernten Historiker und Politikwissenschafter ein Jahr später wieder nach Klagenfurt führte. Gleich für mehrere Monate bewohnte er das Schriftstelleratelier im Europahaus und nahm regen Anteil am Geschehen in der Landeshauptstadt.

Zu viel – wie die einen meinten. Gerade richtig, so die anderen.

Karsten Krampitz, Foto: Amrei-Marie/CC

Krampitz’ Aufenthalt sorgte jedenfalls für Aufsehen und rege Diskussionen – vor allem die Recherchearbeiten für den ersten Text, den Krampitz in Klagenfurt verfasste: Für die Rezension des Gästebuches zur Jörg Haider Ausstellung, die zu dieser Zeit im Bergbaumusuem stattgefunden hat, „borgte“ er sich dieses kurzerhand aus. Noch bevor seine „Rezension“ in der Literaturzeitschrift „Volltext“ erschienen war, waren die Kärntner Medien voll mit Berichten über die „Entführung“ des Haider-Gästebuches!

Als historisch und politisch interessierter Mensch nahm er auch an der traditionellen Ulrichsbergfeier beim Herzogstuhl teil und erlebte dort – nach eigenen Worten – eine „Begegnung der dritten Art“. Im Festzelt beim Herzogstuhl wurde er aber gleich drei Mal zum Verlassen aufgefordert.  „Der Chef der Ulrichsberggemeinschaft (Engelbert Tautscher, Anm.) erteilte mir Hausverbot. Einfach so. Ohne Begründung. Ich fand das lustig. Vielleicht sagte er das, weil ich längere Haare habe.” Krampitz erklärte, die Heilige Messe mitfeiern zu wollen, dann habe er doch bleiben dürfen. „Ein Festzelt voller Nazis, die Gott um Vergebung bitten! Dass ich das noch einmal erleben darf!“

Seine Erfahrungen als Klagenfurter Stadtschreiber hat Karsten Krampitz gemeinsam mit seinem Stadtschreiber-Nachfolger Peter Wawerzinek (Bachmannpreis- und Publikumspreisträger des Jahres 2010) in „Crashkurs Klagenfurt – Poesie und Propaganda“ niedergeschrieben. Das Buch ist 2011 in der „Edition Meerauge“ des Klagenfurter Verlagshauses Heyn erschienen.

Jörg Haider und ich nennt sich der pingeb.org-Text der Woche. Er stammt aus Krampitz‘ Handbuch der Freiheit. Wer jetzt meint, es wäre eine Abrechnung des eher linken Autors mit rechten Elementen in Kärnten, täuscht sich.

Bücher von Karsten Krampitz gibt es auch bei Heyn in Klagenfurt.

Fotos: Helmut Zechner/Heyn, Marie Amrei/CC