19 | Anna Baar | Nachmittag am Wintersee

Anna Baar wurde am 25. Mai 1973 in Zagreb geboren. Aufgewachsen ist sie in Wien und Kärnten – die Sommermonate über bei den Großeltern auf der Insel Brač. Heute lebt und arbeitet sie in Klagenfurt.

„Das Schreiben lässt mich seit Kindertagen nicht los und ist längst zum Brotberuf geworden“, erklärt Baar, wenngleich sie meint, von „Gebrauchstexten“ zu leben: Beiträge für Printmedien und Rundfunkspots, Werbeslogans, Reportagen, Ghostwriting-Geschichten und so weiter.

„Ganz anders ist das mit den Erzählungen und Flausen. Die behielt ich bisher ganz für mich“, meint die Autorin. Es sei ein besessenes, weltentrücktes auf Papier Bannen, ein Wühlen und Nisten über ererbten Schicksalen, ein oft zeitgleiches Lachen und Klagen in Anbetracht mancher Seltsamkeit, die einem widerfährt. Das Schreiben gäbe ihr die Möglichkeit, sich auf die Rolle der Betrachterin zurückzuziehen. „Dadurch kann ich die versprengten Gebilde meiner Wahrnehmung sortieren und das Geschehen ringsum bannen und abändern. Da erscheinen die Dinge dann oft wirklicher als sie sind“, so Baar weiter.

Mit ihrer Kommunikationsagentur alphavox habe sie sich nach 20 Jahren als mehr oder weniger bestallte Publizistin und Öffentlichkeitsarbeiterin den lange gehegten Wunsch nach beruflicher Unabhängigkeit und Freiheit erfüllt. Dass das Schreiben mehr als nur eine „berufliche Notwendigkeit“ ist, beweist die Qualität ihrer Texte. Am 29. November durfte sie den Kärntner Lyrikpreis 2012 entgegennehmen.

Anna Baar (c) Johannes Puch

Nachmittag am Wintersee beschreibt die Zerrissenheit eines Liebenden, dem es nicht gelingt, sich aus einer alten Umklammerung zu befreien. Das Gedicht handelt von der quälenden Langeweile und der alles zersetzenden Öde einer längst missglückten Verbindung, die aus Vernunft und Mitleid nicht aufs Spiel gesetzt wird. Am Ende bleibt offen, ob die zentrale Figur dem Ruf der Liebe folgt.

Das preisgekrönte Gedicht gibt es nun eine Woche lang als E-Booklet bei den knallgeblen Stickern von Projekt Ingeborg.