A. W. Grill

111 | A. W. Grill | Humoreske Op. 101 Nr. 7

A. W. Grill, in Wien lebender 46-jähriger Kärntner, hat also einen Roman geschrieben, seinen ersten übrigens. Nach jahrelangen, wie der Autor selbst meint, „relativ erfolglosen“ Schreiben von Theaterstücken und „ebenso erfolglosem“ Verfassen von Drehbüchern widmete er zwei Jahre dem Werden dieses Erstlings. 450 Seiten dick. Ein Knochenjob? „So würde ich das Schreiben nicht bezeichnen. Das trifft mehr auf die Beschäftigungen zu, denen ich nebenbei nachging. Als Betreuer in einer sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft zum Beispiel“, erzählt Grill, der sich auch schon als Matrose, Nachtportier, Erntehelfer und Eisenbahner über Wasser hielt.

Er bezeichnet sich als „Heimatdichter“ und hat auch domainmäßig voll auf diese Marke gesetzt (siehe unten). Warum? „Heimatdichtung ist für mich: Das Land, in dem ich leben, die Menschen, die mich umgeben und die gesellschaftlichen Phänomene, denen ich ausgesetzt bin – vom Mond aus zu betrachten.“

Humoreske Op. 101 Nr. 7 (Malandro, 18 Euro) gibt dafür ein hervorragendes Beispiel her. Ein Kriminalroman, der von einem mysteriösen Mordfall im tiefsten Gurktal erzählt. Aber auch ein Heimatroman, gemäß dem eigenwilligen Zugang des Autors: „Mir ging es in erster Linie um die Konstruktion und Dekonstruktion eines Heimatromans. Der Mordfall war der rote Faden, der den Leser bei der Stange halten soll. Textlich wollte ich mit den genreüblichen Klischees spielen und über sie (hoffentlich) bissige Satire transportieren.“

Grill schafft das mit feiner Beobachtungsgabe, erzählerischer Leichtigkeit und schrägen, aber durchwegs klugen Sidesteps in völlig andere Themenbereiche, zu denen er den Bogen spannt. Auch die Dialektform in der direkten Rede entpuppt sich als zwar kühnes, aber spannendes Stilmittel. Kurz gesagt: Ein Regionalkrimi, der aus der Masse an Regionalkrimis, die derzeit die Buchhandlungsregale fluten, heraussticht. Positiv. 

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Fotos: Rubenzore, Grill