03 | doppelt sichtbar | Bei Abholung gratis!

doppelt sichtbarsind die Zwillingsbrüder Mart und Kassabrot, zwei Rapper, die aus Villach stammen, nun aber in Wien leben.

Laut ihrem Pressetext, entwickelten sie in der „Abgeschiedenheit im Süden Österreichs einen Stil, der einmalig ist und doppelt besser hält“. Wortwitz, Metaphern und Storytelling seien nur drei Wörter um die zwei zu beschreiben. Den Hip Hop teilt man sich brüderlich auf. Kassabrot gibt den Ton an und bastelt alle Beats. Mart malt sich alles aus und ist für das komplette Artwork zuständig. Zusammen sind sie sind passionierte Freestyler und bei ihren Liveshows voll in ihrem Element.

Eigentlich will Projekt Ingeborg vor allem Klagenfurt Kunstschaffende bekannter machen. Dass wir diesmal eine Ausnahme machen, liegt an der Aktualität, den einer der Songs von doppelt sichtbar hat.

Ab Dienstag, 14. August, gibt’s auf den knallgelben Stickern gleich zwei Songs als Kostprobe: Einerseits ist es das Video von „Sichalich“, das zwar schon 2010 geschrieben wurde, aber heute ungebrochene Aktualität hat.

Der zweite Song, Heiße Schokolade, ist eine Kostprobe aus dem am 1. August veröffentlichten neuen Album „Bei Abholung gratis!“.

doppelt sichtbar wurden uns auch aus einem anderen Grund empfohlen. Ihr jüngstes Album bieten sie kostenlos zum Download an und bitten ihre Fans lediglich darum, einen selbst zu wählenden Betrag zu bezahlen. Wie gut sich das bewährt, verraten sie im folgenden, per E-Mail geführten, Interview.

Links:

Wie kam es zum Song „Sichalich“ und wie würdet ihr ihn beschreiben?
doppelt sichtbar: Wir sind beide um 2008 nach Wien gezogen. Wir waren schon immer „politisch interessierte“ Leute. Wie wir dann in Wien waren, kam auch noch zusätzlich der „Blick von außen“ hinzu. Außerdem wird man ja auch mit Vorurteilen konfrontiert. Das ist jetzt aber nicht einmal schlecht zu verstehen! Die meisten Sachen passieren eh im Spaß unter Freunden. Trotzdem hat man oft das Gefühl, als müsste man sich für die Ereignisse, die in Kärnten passieren, rechtfertigen. Ich schätze, dass daraus das Lied entstanden ist. Weil der Track zeigt nämlich beide Seiten auf – die Gute und die Schlechte.

Wenn man eure Musik anhört, würdet ihr (für mein Empfinden) besser nach Berlin als nach Villach oder Wien passen. Wie seid ihr zu eurem Stil gekommen?
doppelt sichtbar: Das Ganze hat sich sehr autodidaktisch entwickelt. In Villach gibt es nicht wirklich eine Szene. Also zumindest gab es keine zu unserer Zeit. :) Zum Rappen selbst sind wir sehr klassisch über das Freestylen gekommen. Und später fingen wir dann auch an, unsere eigenen Beats zu bauen. Wobei das mittlerweile komplett mein Bruder Kassabrot übernommen hat. Und der Stil hat sich über die Jahre einfach entwickelt.

Von wem seid ihr am meisten beeinflusst worden?
doppelt sichtbar: Schon immer von deutschsprachigen Rap. Besonders Ende des letzten Jahrtausends, die Sachen aus Hamburg, Stuttgart, München – also Bands wie Beginner, Curse, Blumentopf. Auf Österreich bezogen natürlich Klassiker wie Texta.

Viele Musiker sind auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen. Wie seid ihr dazu gekommen, euer jüngstes Album gratis herzugeben?
doppelt sichtbar: Das ist wohl die Flucht nach vorne. Ich persönlich bin ja kein Fan von dieser ganzen Gratiskultur. Aber ich stell auch keine technischen Hilfsmittel wie z.B. irgendwelche „Youtube-to-MP3-Converter“ an den Pranger. Was mich stört, ist die Kultur der Menschen, sich alles überall und zu jeder Zeit besorgen zu wollen.

Wenn man auf „Download“ klickt kann man dennoch etwas dafür bezahlen. Was ist der ungefähre Durchschnittspreis, den ihr erlöst?
doppelt sichtbar: Bis jetzt haben wir fünf Euro eingenommen, von einer Person. Am heutigen Tag (13.08) hatten wir knapp 80 Downloads. Sieht nicht rosig aus. :)

Ist das die Zukunft für unabhängige Musiker und Labels?
doppelt sichtbar: Rein finanziell anscheinend nicht. Aber genau das hab ich mit der Gratiskultur gemeint. Die Wertschätzung ist eine sehr geringe. So wie es politische Erziehung gibt, sollte es auch eine Erziehung in Richtung „Hey! Der hat da eigentlich ziemlich viel Geld und Zeit investiert.“ geben. Dieses Problem gibt es aber bei allen digitalen Gütern. Da können sie noch so viel Kopierschutz drüber legen, es wird immer einen geben der das knackt. Ich würd‘ bei den Leuten ansetzen, nicht bei den Maschinen.

Wo finden eure nächsten Konzerte in (der Nähe von) Kärnten statt?
doppelt sichtbar: Zurzeit ist (leider) nichts geplant.

3 Kommentare
  1. mgratzer
    mgratzer sagte:

    Es macht mich traurig, dass meine € 5,- die einzigen sind die bisher in die Kassa der Künstler geflossen sind :-(. Es kann doch nicht wirklich wahr sein, dass es keine Wertschätzung für die Kreativen und deren Produkte gibt!

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