NFC verwandelt deine Stadt in eine Bibliothek …

… und hilft lokalen Künstlern dabei, entdeckt zu werden. Im Juli verwandelte ein Netzkulturprojekt die Stadt Klagenfurt in eine große Bibliothek. Heute stellt das Projektteam den Code unter einer freien Lizenz (CC 3.0 BY) all jenen zur Verfügung, die ebenfalls Kunstschaffende vorstellen oder anderes verrücktes Zeug mit NFC machen wollen. Abrufbar ist es unter pep.pingeb.org

Kostenlose Pressefotos: pingeb.org/presse | Download PDF-Version dieses Textes.

English StickerWien, 03.11.12. Im Juli 2012 verwandelte sich Klagenfurt in eine virtuelle Bibliothek. 70 knallgelbe Sticker von Projekt Ingeborg mit NFC-Tags und QR-Codes wurden in und um Klagenfurt verteilt. Jeder davon enthielt ein E-Book vom Projekt Gutenberg, das zum jeweiligen Ort passte. Im August wuchs die Zahl der Sticker auf 120 an, das Projekt wandelte sich zur kostenlosen Entdeckungsplattform für Kunstschaffende aus Klagenfurt – von Musikern und Bands bis hin zu Autoren.

Am 3. November verkündete Mitgründer Georg Holzer im Rahmen eines Vortrages bei TEDx Vienna die Verfügbarkeit des Tools und der Dokumentation, die dieses Projekt ermöglicht haben. Gleichzeitig erging eine Einladung an die Welt, Ähnliches überall zu tun. Ein einfach zu installierendes WordPress-Plugin kümmert sich um das Management der URLs und dient zur Verbreitung der Inhalte via NFC-Tags oder QR-Codes auf Stickern oder Plakaten.

Es ermöglicht eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten für ortsgebundene und zeitbezogene Dienste im öffentlichen Raum:

  • Man kann lokale Künstler bewerben, wie dies bereits „Project Ingeborg“ gemacht hat.
  • Man kann E-Books oder Musik verbreiten, das bereits aus dem Urheberrecht gefallen ist oder wozu man die Rechte besitzt.
  • Man kann Leute mit einem täglichen YouTube-Video oder einem Song von Soundcloud überraschen.
  • Man kann täglich ein neues Foto veröffentlichen, das Nutzer per Handy abrufen können.
  • Man kann tägliche frische Tipps für Restaurants oder Bars in der Stadt verbreiten.
  • Man kann App-Entwickler oder deren Apps vorstellen.
  • Man kann den eigenen Blog oder die Website verbreiten bzw. Werbung machen.
  • Sportstadien, Museen oder Ausstellungen können Besucher (auch indoor ohne GPS) lokalisieren und diesen ortsgebundene Informationen am Smartphone bieten.

Das Plugin ermöglicht mit simplen NFC-Tags oder QR-Codes eine Vielzahl an Anwendungsfällen im öffentlichen Raum, ohne dass man die Sticker tauschen müsste, um neue Inhalte anzubieten. Alle Orte könnten den gleichen Inhalt anbieten oder jeder Ort einen unterschiedlichen.

„Wir haben versucht, die Komplexität so weit wie möglich vor dem Endanwender zu verstecken“, erklärt Bruno Hautzenberger, der das Projekt mitbegründete und den Code dafür schrieb. Die Anwendung aus Sicht des Nutzers ist sehr einfach:

  1. NFC-Handy auflegen oder QR-Code scannen
  2. Mobile Website mit dem Download wird aufgerufen
  3. Nach einem weiteren Klick können Nutzer das E-Book lesen oder das Musikstück anhören

pingeb.org/-Lifestylefoto

NFC ist eine Technik, in der enormes Potenzial steckt. Kommt man aber gerade aus einem Handyladen und hat ein solches Smartphone gekauft, kann man damit kaum etwas machen. Mit Projekt Ingeborg bieten wir in Klagenfurt eine Anwendung, welche die Neugierde von Nutzern weckt. Womöglich gibt es durch dieses Projekt bald überall ähnliche Dienste.

Der Name des Projekts ist eine Reminiszenz an die aus Klagenfurt stammende Autorin Ingeborg Bachmann. Der Starttermin im Juli wurde bewusst rund um die Tage der Deutschsprachigen Literatur (Bachmannpreis) gewählt, da zu dieser Zeit Literatur (und damit das Projekt) erhöhte Aufmerksamkeit genoss.

Etwas wie Projekt Ingeborg umzusetzen, ist auch nicht teuer. Die tatsächlichen Kosten für eine Stadt wie Wien oder Berlin dürften sich mit geschätzten 1000 Euro für ein Jahr in Grenzen halten.

Plugin-Funktionen

Das pingeb.org-Plugin setzt ein zweites – ebenfalls kostenloses – Plugin („Leaflet Maps Marker“) voraus. Beide gemeinsam erweitern die Funktionalität einer WordPress-Installation und sind einfach zu nutzen. Der Workflow sieht – vereinfacht dargestellt – so aus:

  1. Ort anlegen
  2. URLs für NFC oder QR hinzufügen
  3. Content hinzufügen

Das Plugin erstellt Zufalls-URLs für die NFC-Tags und QR-Codes, die zum Inhalt führen. Die Zufalls-URLs sollen die Inhalte nur mobil abrufbar machen. Während pingeb.org sonst eine Website wie jede andere wäre, wird vom Nutzer ein kleiner Aufwand erwartet: Er muss zum Sticker hingehen, was die Wertschätzung für das digitale Werk erhöht und den Spaßfaktor bei der Entdeckung fördert. Wer dies als Projektbetreiber nicht will, kann die URLs auch „sprechender“ und somit merkbarer machen. Im Plugin werden QR-Codes automatisch generiert, die dann in das Layoutprogramm für Sticker oder Plakate kopiert werden können. Da das Plugin auch „Geofences“ unterstützt, sind für einige Projekte gar keine QR-Codes und NFC-Tags nötig.

Der Inhaltstausch (WordPress-Seiten) für einzelne oder alle Orte ist in zwei Mausklicks erledigt.

Wenn dies gewünscht wird, gibt es bei jedem mobilen Kontakt einen Tweet, dessen Text frei definierbar ist. Ein Beispiel wäre etwa: „Künstler XYZ wurde gerade am Ort XYZ entdeckt.“

Ein Wartungsbereich hilft bei der Identifikation inaktiver Orte, um möglicherweise verloren gegangene oder entfernte Sticker schneller zu identifizieren.

Mit WordPress-Shortcodes lässt sich eine Statistikseite einrichten. Diese informiert über das Verhältnis der Zugriffe via NFC-Tags und QR-Codes. Außerdem zeigt sie eine „Heatmap“ mit den letzten Downloads an. Ein Zähler informiert über die Downloads des Tages oder deren Summe.

Mit einer der nächsten Versionen wird das Plugin „nach Hause telefonieren“. Damit wird auf der Projektseite pingeb.org ein Zähler ermöglicht, der die Anzahl der installierten Plugins und deren Orte auflistet. Diese Funktion wird sich auf Wunsch auch deaktivieren lassen.

Eine RESTful API gibt Projektbetreibern wie Drittentwicklern Daten, um darauf aufbauende Web-Anwendungen und Apps erstellen zu können.

Mit Hilfe des „Leaflet Maps Marker“-Plugins wird eine Karte generiert, die auf der Website anzeigt, wo sich Sticker oder Plakate befinden. Das Plugin ermöglicht auch die Nutzung der Daten in Augmented Reality-Anwendungen wie Wikitude.

Creative Commons 3.0 BY

Das Nonprofit-Projekt wurde vom Journalisten Georg Holzer und dem Softwareentwickler Bruno Hautzenberger ins Leben gerufen, als diese während einiger Getränke nach einer Anwendung für NFC gesucht haben. Es entwickelte sich von einem Verteilsystem für Literaturklassiker zu einem Dienst, mit dem man neue und spannende Künstler entdecken kann. „Am Start wussten wir nicht, wohin das alles führen würde. Aber wir wussten, dass in dieser Idee Potenzial für etwas Großes steckt. Vielleicht jetzt sogar etwas von globaler Dimension“, erklärt Holzer.

Die gewählte Lizenz ist sehr liberal und sollte jedem die Möglichkeit geben, das Tool einzusetzen oder gar mit dem Code zu spielen. „Verbessert es, forkt es und baut darauf auf! Mit der Hilfe anderer kann es nur noch besser werden als es schon ist“, meint Hautzenberger. Dokumentation und Code befinden sich in einem Repository auf Github.com und sind hier abrufbar: http://pep.pingeb.org.

Übrigens: PEP steht für „pingeb.org every place“. „Wir können uns kaum einen Grund vorstellen, warum Leute in New York, Berlin, Kapstadt oder auch Wien nicht das Gleiche machen wollen wie wir in Klagenfurt“, sagte Holzer auf der Bühne der TEDx Vienna.

Im September wurde Projekt Ingeborg eine Förderung im Rahmen des Wettbewerbs netidee.at der Austrian Internet Foundation (IPA) zuerkannt. Mit 10.000 Euro konnte das Projektteam nicht nur die bislang entstandenen Kosten des Initialprojekts decken sondern bekam auch die Möglichkeit, alles in die vorliegende Form zu packen und es Enthusiasten in aller Welt näher zu bringen.

Projektteam

Georg Holzer, Journalist und Autor und Bruno Hautzenberger, Softwareentwickler
Mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Freundeskreis: Kerstin Rosenzopf (Design), Verena Artinger (Webdesign), Iris Wedenig (Künstler-Scouting), Martina Brücker und Nadja Rosenzopf (Models für die Pressefotos) und Daniel Gollner (Video).

Pressekontakt:
web: http://pingeb.org    |    phone: +43-463-930330    |    e-mail: mail@pingeb.org

2 Kommentare

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Informationen unter: http://pingeb.org/pep-presse-de/ Share this:E-MailDruckenFacebookTwitterGefällt mir:Gefällt mirSei der Erste dem dies […]

  2. […] und whatnot. Ganz tolle Idee, fantastisches Plugin! Hier ein Erklärbärvideo auf Youtube, die Pressemitteilung gibt’s hier, eine ausführliche Dokumentation und Download des Plugins und des Projekts gibt’s auf […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert