Hellwig Valentin, Am Rande des Bürgerkriegs

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Hellwig Valentin, Foto: HermagorasHellwig Valentin ist der erste Sachbuch-Autor bei Projekt Ingeborg. Der Klagenfurter ist Journalist, Historiker und Dozent für Zeitgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz. Valentin war von 1994 bis 2003 Mitherausgeber des Kärntner Jahrbuchs der Politik. Die lange Liste seiner Publikationen zeigt sein ganz eindeutig einen Schwerpunkt in seinem wissenschaftlichen Schaffen: Kärnten und das schwierige Verhältnis der Volksgruppen.

Valentin wurde 1947 geboren, maturierte 1965 am BG1. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Wien leitete er von 1972 bis 1985 den Landespressedienst. Von 1985 bis 1998 war Valentin Chefredakteur der Kärntner Tageszeitung (KTZ). Seit 1997 lehrt er an der Universität Graz.

valentin_buergerkrieg_buchcoverAm Rande des Bürgerkrieges ist ein 560 Seiten schweres Werk über die schwierigste Zeit Kärntens. Es schildert minutiös die Geschehnisse des Herbstes 1972, wirft aber auch einen Blick auf die Zeit davor und danach. Valentin arbeitet die Geschichte nicht nur detailreich auf, sondern lässt auch viele persönliche Erfahrungen einfließen – er war zur Zeit des Ortstafelsturms als Pressechef des Landes mittendrin.

Das Buch ist auch ein Aufarbeitung der Rolle der SPÖ dieser Zeit. Das Buch dokumentiert die Geschehnisse mit vielfach bisher unveröffentlichten Archivmaterialien und liefert so ein neues Bild der Ära des damaligen Landeshauptmannes Hans Sima. Es legt die Fehler von Landeshauptmann Sima und Bundeskanzler Bruno Kreisky offen. Valentin belegt auch Simas Abgehobenheit wie autoritäre Neigungen, seine ausgeprägte Eitelkeit, das harte Vorgehen gegen Kritiker, seine antiquierte Einstellung gegenüber Medien und die rigide Art der Machtausübung vor allem im Personalbereich, die auch unter dessen Nachfolger Leopold Wagner weitergeführt wurde.

Valentins Werk zeigt, wie knapp Kärnten an Schlimmerem vorbei schrammte und warum Kreisky die Einigung auf Biegen und Brechen wollte, um eine größere internationalen Rolle spielen zu können.

Das pingeb.org Buch der Woche erschien im Verlag Hermagoras-Mohorjeva, ist gebunden und 560 Seiten stark und kostet 35,90 Euro. Erhältlich ist es im gut sortierten Buchhandel – etwa bei Heyn.